Die Sonne fällt durch die Baumwipfel, das Laub raschelt unter den Füssen, und überall erwacht der Wald zum Leben – neugierig, wachsam, voller kleiner Abenteuer. Wer aufmerksam durch den Wald streift, kann an jeder Ecke Neues entdecken, lauschen, fühlen, staunen.
Gabrielle von kindwaldundwiese hat uns schon auf viele solcher Entdeckungsreisen mitgenommen: mit den verspielten Gräserherzen, der fantasievollen Zwergenhütte, den lustigen Schilfschiffchen und einem selbstgebauten Barfusspfad. Heute zeigt sie uns ein neues Projekt, das perfekt zu unseren Streifzügen durch den Wald passt: einen eigenen Wanderstock schnitzen – robust, persönlich und voller Fantasie.

„Wir sind selbst leidenschaftliche Wanderer und haben oft einfache Stöcke dabei. Unsere Kinder haben sich über die Jahre schon viele Wanderstöcke geschnitzt, mal mehr, mal weniger verziert“, erzählt Gabrielle. „Die Idee, daraus ein kleines, ganz persönliches Kunstwerk zu machen, kam uns, als wir handgeschnitzte Wanderstöcke an der Talstation der Golzern-Seilbahn entdeckten. Die Eule kam dazu, weil sie für uns ein stiller Waldhüter ist – und weil sich ihr Kopf so wunderbar aus Holz formen lässt.“
Diese kleine Eule, die da auf dem Stock sitzt, finden wir besonders charmant. Eine wachsame Wächterin, mutig und neugierig, die jeden Schritt mit uns geht und mit uns die Natur erforscht. Ganz wie die namuk-Eule, die uns daran erinnert, die Welt mit offenen Augen zu entdecken.

Für jedes Alter eine Aufgabe
Das Tolle an diesem DIY: Jede*r findet eine Aufgabe, die zum Alter passt. Jüngere Kinder sammeln die schönsten, möglichst geraden Haselstöcke, entfernen vorsichtig die Rinde (sogar mit einem Sparschäler) oder helfen beim Bemalen. Ältere Kinder oder Erwachsene übernehmen das Schnitzen und Sägen – selbstverständlich unter Aufsicht und je nach Schnitzerfahrung.
So wird aus jedem Stock ein Unikat, jede Eule hat einen eigenen Charakter, kein Ast gleicht dem anderen. „Beim ersten Versuch war unsere Eule fast wie ein Fuchs geraten – aber wir fanden ihn genauso schön“, erzählt Gabrielle. „Genau das ist das Schöne: Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder Stock erzählt seine eigene kleine Waldgeschichte.“

Was braucht ihr?
Für den Wanderstock verwendet ihr am besten Haselholz. “Es ist weich, stabil und wächst fast überall – perfekt für Kinderhände”, erklärt Gabrielle. Viel mehr braucht es fast nicht:
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Ein Haselast, möglichst gerade, etwa bis zur Schulterhöhe
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Schnitzmesser oder Kindersackmesser
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Bleistift für Skizzen
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Ein kleiner Ast als „Klöppel“ für die Eule
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Acrylfarben oder Acrylstifte (optional)

Tipps & Tricks für den perfekten Wanderstock
Damit das Schnitzabenteuer rundum gelingt, ist eine stabile Unterlage Gold wert – ein dicker Baumstumpf oder ein robuster Tisch geben Halt und schützen vor Verletzungen. „Haselholz lässt sich am besten schnitzen, wenn es frisch ist. Es lässt sich dann leichter schnitzen und die Rinde löst sich besser.”

Beim Schnitzen gilt: immer vom Körper weg arbeiten und scharfe Messer verwenden, dann wird jede Eule ein kleines Kunstwerk. Wer möchte, kann den fertigen Stock zum Schluss noch mit Leinöl oder Bienenwachs einreiben – so bleibt er geschmeidig, wetterfest und begleitet euch auf vielen Abenteuern.

So wird’s gemacht: Schritt für Schritt zum Wanderstock
1. Ast entdecken: Der perfekte Stock liegt oft am Boden, zwischen Moos und Laub, wartet nur darauf, gefunden zu werden. Eulenkopf markieren: Mit Bleistift die Umrisse aufzeichnen. Augen, Schnabel, Ohren – alles noch ganz grob, der Rest entsteht beim Schnitzen.

2. Form schnitzen: Vorsichtig, Stück für Stück. Wer mag, kann die Ohren ein wenig spitz zulaufen lassen, den Kopf rund schleifen.

3. Feinheiten gestalten: Die Rinde entfernen, kleine Kerben einritzen, die Augen betonen. Jede Handbewegung macht die Eule lebendig.

4. Bemalen: Ein paar Tupfer Farbe, ein Lächeln auf dem Holz – schon schaut die Eule wachsam in den Wald.

5. Staunen und benutzen: Los geht's durch Moos und Wälder, über Wiesen und Hügel, den neuen Stock fest in der Hand. Plötzlich wird jede Wanderung zu einem kleinen Abenteuer.

Was das Basteln bewirkt
„Es ist ein Stück gelebte Waldverbundenheit“, erzählt Gabrielle. „Wir arbeiten mit dem, was direkt vor unserer Haustür wächst, und sind stundenlang draussen an der frischen Luft. Das Schnitzen entschleunigt, man hört die Vögel, spürt, wie sich die Hände bewegen, und lernt das Holz immer besser kennen.“
Für Kinder trainiert das Projekt Motorik und Geduld – beim Sägen, Schnitzen oder Verzieren. Sie lernen den Werkstoff Holz mit all seinen Düften, Strukturen und Eigenheiten kennen. Und der fertige Wanderstock macht stolz, motiviert, sich draussen zu bewegen – jede Wanderung wird ein bisschen spannender, wenn man den eigenen Stock dabei hat. „Es macht so viel Freude zu sehen, wie aus einem simplen Ast ein kleiner Waldfreund entsteht“, erzählt Gabrielle.

Warum dieser Stock besonders ist
„Jeder Stock erzählt eine kleine Geschichte“, sagt Gabrielle. „Die Kinder lernen, das Holz zu fühlen, seine Maserung zu sehen, seinen Charakter zu entdecken. Es geht nicht nur ums Schnitzen und schnell etwas erschaffen, sondern um das Erlebnis selbst.“
Und genau das ist der Zauber dieses DIY: Ein Wanderstock mit Eule (oder einem Tier eurer Wahl) wird zum treuen Begleiter, zum Symbol für Abenteuerlust und Entdeckungsfreude. Ob beim ersten Schritt ins Moos, beim Gipfelblick auf einer Wanderung oder beim Lauschen von Vogelgesang – mit diesem kleinen Gefährten in der Hand wird jeder Ausflug zu einem besonderen Erlebnis, das Kids und Erwachsene gemeinsam teilen.
