Gastautorin: Melanie Gath
Auf diesem Bild, mit dieser jungen Familie, sind knapp 100 Jahre Wintersporterfahrung vereint. Wie das geht? Das wollte auch ich herausfinden. Wir hatten das grosse Glück, dass wir für ein namuk Shooting im vergangenen Jahr mit diesen fünf bezaubernden Menschen auf Skitour gehen durften. Kennengelernt haben wir sie über ihren Instagram-Channel “littlemountainvillage”.
Im Nachgang hatte ich die Chance mit Julia Baur zu sprechen – Frau von Dani und Mama von Elia (11), Joan (9) und Levi (7). Während ich Dani und die zwei jüngeren Kids schon mal bei einem unserer namuk Shootings für unsere 3 Layer Kollektion treffen durfte, lerne ich Julia erst über das Interview kennen. Ich frage ganz unverblümt: “Wer seid ihr eigentlich?” Und Julia antwortet: “Wir sind eine begeisterte Wintersport-Familie. Mein Mann und ich sind beide früher profimässig unterwegs gewesen. Ich war Skirennfahrerin und Dani Freeskier.” Als Familie seien sie mittlerweile eher im Bereich Freestyle gelandet. “Die Jungs lieben es, im Park unterwegs zu sein und sich über sämtliche Kicker zu werfen. Und manchmal gehen wir auch mit ihnen Skitouren”, erzählt sie mir.

“Ab von allem, dem Trubel, den Liften”
Sie selbst sei in ihrer Freizeit noch viel am Freeriden und Skitourengehen. Als ich sie konkret nach ihren als Familie gesammelten und summierten Wintersportjahren frage, grübelt sie kurz und sagt: “Wahrscheinlich sind es knapp 100 Jahre mit den Kindern.” Denn auch sie hätten sehr früh auf den Skiern gestanden.
Über Joan und Levi erzählt sie: “Die haben wir mit einem Jahr schon auf die Skier gestellt.” Für viele Familien klingt das sicher unvorstellbar. Eine grosse Anzahl von Kindern lernt in diesem Alter gerade das Laufen. Julia ordnet schnell ein, dass sie es aber auf gar keinen Fall empfehlen würden, die Kinder zu früh ins Backcountry mitzunehmen: “Sie müssen wirklich gut Skifahren können, um die Verhältnisse dann auch managen zu können.”

Auch bei ihnen komme das jetzt erst so langsam. Mit den Kindern seien sie schon primär noch auf der Piste unterwegs, ohne Kinder aber immer Off Piste. Direkt nach ihrer Karriere – mit 17/18 Jahren – habe sie immer mehr den Weg in das Gelände gesucht. Ihr Mann auch mit Anfang 20.
Ich möchte wissen, was es für sie so besonders macht. Warum sie so viel lieber abseits der Pisten unterwegs sind. “Man kann die Berge viel besser geniessen”, sagt Julia. Und etwas aus eigenem Antrieb zu schaffen, sei eine spezielle Motivation. Sie ergänzt noch: “Es ist schon auch einfach dieser Genuss. Dieses Wegsein. Ab von allem, dem Trubel, den Liften.”
“Er wollte unbedingt auch Felle unter die Ski – wie die Grossen”
Mit Blick auf die ersten Skitouren mit den Kindern erklärt Julia, dass das Skitourenerlebnis im Rahmen des namuk Shootings eigentlich das erste war, bei dem alle drei Kinder so richtig auf den Geschmack gekommen seien. Den Kindern habe es so gut gefallen. Obwohl der Grosse, als einziger in der Familie, eigentlich gar kein Wintersportler sei, habe ihm das Skitourengehen auch sehr gut gefallen. Julia sagt: “Ich denke, wir werden das jetzt auf jeden Fall häufiger machen.”

Auch der Kleinste wollte beim Shooting unbedingt auf Tourenski Spuren in den Schnee ziehen. Allerdings war das nur mit einem Adapter möglich, den die Familie von Nachbarn ausgeliehen hatte. Dieser war aber so schwer und “super hoch”, dass Levi schnell realisieren musste, dass das nicht gut funktioniert. Julia erzählt: “Er wollte unbedingt auch Felle unter die Ski – wie die Grossen.” Sie habe ihm also alte Felle von ihr auf seine Skigrösse zugeschnitten. “Dann konnte er wenigstens die ersten Meter mitlaufen.” Da er aber dennoch immer ganz vorne dabei sein wollte, sei er dann auf Kinderschneeschuhe umgestiegen und damit den Berg “hoch gedüst”.
Eine Jacke für die ganze Tour
Beim Thema Ausrüstung angekommen, habe ich noch weitere Fragen an Julia: “Was ist das Schneeeulen-Outfit der Kleinen – auf der Piste und Off Piste? Worin fühlen sie sich am wohlsten?”
“Also unsere Kinder haben bisher immer die Overalls angehabt. Die finde ich für die Piste super”, sagt Julia. Darin seien sie sicher, hätten nicht überall Schnee und die “tolle WC-Funktion” sei so praktisch. “Für’s Skitouren fand ich es jetzt aber super praktisch, Zweiteiler wie die Turas Skijacke und die Dait Skihose zu haben”, fügt sie hinzu. Als sie losgelaufen sind, sei es schon noch frostig gewesen. Also blieben die Reissverschlüsse zu. Als es dann wärmer wurde, “haben wir die Jacken irgendwann in den Rucksack getan.” Ab da seien sie einfach im Fleece weiter den Berg hochgestiegen. “Sie fanden es auch super cool, dass sie die gleichen Kleider an hatten wie die Erwachsenen”, sagt sie.

Während die Kids mit der Eule im Schnee unterwegs waren, hatten die Eltern den Pinguin von Penguin Powder dabei. Die Brand hat die Erwachsenen für unser Shooting ausgestattet.
Julia sagt zur Kleidung abschliessend noch: “Die Shelljacke ist natürlich auch super, weil du beim Skitourengehen manchmal den Wind hast. Du brauchst eigentlich eine Schutzschicht. Darunter einfach ein dünnes Layering. Und dann kannst du mit der Hardshelljacke eigentlich die ganze Skitour machen.” Sie fasst zusammen: “Die Kids haben sich darin wohlgefühlt.”
Tipp für Skitouren mit Kindern: “Easy anfangen”
Das Abenteuer auf Skitouren bedeutet neben der richtigen Kleidung aber natürlich auch, dass der Rucksack gepackt werden muss, mit allen notwendigen und wichtigen Dingen. Abseits der Piste muss man schon so einiges dabei haben – vor allem mit Blick auf die Sicherheit. Julia sagt: “Die Kinder müssen von Anfang an lernen, was es fürs Backcountry alles braucht.” Man habe immer Schaufel und Sonde im Rucksack und das Lawinenverschüttetengerät am Körper dabei. Hier nochmal eine kleine Auflistung der wichtigsten Zutaten für dein Skitourenabenteuer mit der Familie:

Ich frage Julia, was aus ihrer Sicht bei den ersten Skitourenversuchen mit kleinen Abenteurern besonders wichtig sei. Ihr Tipp: “Easy anfangen. Bei der Planung gut überlegen, wie kommen wir schnell wieder zurück zum Skigebiet oder zum Restaurant? Vielleicht auf einem Winterwanderweg starten. Nicht gerade voll durch den Tiefschnee”, sagt sie.
Für den Anfang sollte man auf einfache Abfahrten schauen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung erklärt sie noch: “Tiefschneefahren oder verfahrener Schnee, der vielleicht schon länger da liegt, ist dann schon eine Herausforderung für Kinder mit den kurzen Ski.” Vorher unbedingt gut informieren, sei das A und O. “Bei Bruchharsch ist es schon eher schwierig”, sagt sie.

“Wenn du sagst, wir gehen wandern, dann will niemand mit”
Dann bleibt für mich vor allem noch die Frage, ob sie Tipps und Tricks mit uns teilen kann, wie sie die Kinder am Berg motivieren, wenn es nötig wird. “Und was ist eigentlich für dich und deinen Mann die Hauptmotivation hinter dem Skitourengehen”, frage ich Julia. “Also für mich ist es schon die Abfahrt”, sagt sie. Wenn es allerdings keine tollen Abfahrten mehr gäbe, weil es schon länger nicht geschneit habe, “dann ist es schon auch das Draussensein. Der Sport.”
Mit Blick auf die Kinder sagt sie: “Wenn du sagst, wir gehen wandern, dann will niemand mit. Aber wenn wir sagen, wir gehen zu diesem Bergrestaurant und da gibt es Pommes etc. Dann funktioniert es.”

Sie wisse, dass viele Kinder nicht die Eigenmotivation haben, aus ihrer Komfortzone zu gehen. “Wir haben zwei von drei Kindern, die das super gerne machen und ihre Grenzen täglich austesten. Und einen, der bleibt am liebsten in seiner Komfortzone”, erklärt Julia. “Welche Rolle spielen dabei die konditionellen Grenzen unserer Kinder?”, frage ich. Darauf sagt sie direkt: “Kinder haben meistens sehr viel mehr Kondition als wir denken.” Meistens hätten sie eine sehr gute Ausdauer.
Julia verrät, ein klassischer Skikurs sei nie eine Option für sie als Familie gewesen, obwohl es zum Lernen der Grundlagen definitiv gut sei: “Bei uns ging es immer nur darum, gemeinsam im Schnee zu sein, gemeinsam auf Ski zu sein und gemeinsam eine gute Zeit zu haben.” Sie selbst hat früher mal als Skilehrerin gearbeitet und betont, wie wichtig es sei, “nicht zu sehr zu pushen.” “Kein Druck ist wichtig. Die Erwartungen ganz niedrig halten und spielerisch dran gehen”, sind ihre Tipps.

Ein Thema beschäftigt mich noch. Ich versuche im Gespräch herauszufinden, was das Thema Angst für eine Rolle bei ihnen spielt. Also konkret bei ihnen als Eltern von mindestens zwei skibegeisterten Wirbelwinden. Julia antwortet: “Wenn die Piste so voll ist, habe ich schon Angst um meine Kinder. Es sind meistens nicht die Kinder, die einen Fehler machen, sondern die Erwachsenen, die nicht Skifahren können.” Da müsse man schon sehr aufpassen. Pistenregeln seien aus ihrer Sicht wichtig zu vermitteln. “Die wiederholen wir auch immer wieder”, erklärt sie.
“Es ist ein Sport. Es kann immer etwas passieren”, sagt Julia. Dennoch: “Grundsätzlich habe ich keine Angst. Ich denke aber, ein gewisser Respekt ist immer gut.”
“Lauft nicht einfach mit den Kindern irgendwo hoch…”
Zum Schluss ist es für Julia von grosser Bedeutung, nochmal zu sagen: “Ich finde es sehr wichtig, dass man weiss, man ist mit den Kindern in ungesichertem Gelände. Man bewegt sich abseits der Pisten.” Das dürfe man nur machen, wenn man ausreichend Erfahrung habe. “Macht das nicht, wenn ihr keine Ahnung am Berg habt. Lauft nicht einfach mit den Kindern irgendwo hoch und fahrt da runter. Es braucht Sicherheitsausrüstung. Es braucht Erfahrung. Planung. Und es braucht eine Einschätzung der Lawinensituation.”

Für mich war es ein unglaublich inspirierendes Gespräch mit Julia. Man hört und spürt, dass in dieser Familie so unglaublich viel Erfahrung vorhanden ist. Und ganz viel Abenteuerlust. Zum Abschluss sagt die ehemalige Skirennfahrerin: “Die zwei Kleinen warten praktisch nur darauf, dass es wieder schneit.”
Wenn du auch mitbekommen willst, wenn diese Familie wieder durch den Schnee springt, auf Skitour geht oder sich über Kicker wirft, dann solltest du ihnen unbedingt auf Instagram folgen. Hier findest du ihren Channel unter dem Namen “littlemountainvillage”.
Sind wir gespannt, wann die ersten Flocken in diesem Jahr fallen.























