Gastautorin: Melanie Gath
Seit fast zwei Jahren sind sie jetzt schon unterwegs – Kirsty mit ihrem Mann Hardin, ihren zwei Kindern Arlo und Eia und Golden Retriever Hündin Marley. In einem von ihnen selbst ausgebauten Campervan entdecken sie Europa und fahren von Kletterspot zu Kletterspot. Denn das ist sie – ihre grosse Leidenschaft.
Zusammen haben Hardin und Kirsty schon fast 40 Jahre Klettererfahrung. “Ich habe angefangen zu klettern, als ich 17 war”, erklärt Kirsty im Interview. Hardin hat in seinen frühen 20ern begonnen.

Ihre Kinder haben sie schon zum ersten Mal mitgenommen, als sie noch in Indonesien gelebt haben, Arlo etwa 4 Jahre und Eia um die 2 Jahre alt war. “Aber das war nur für einen Tag”, sagt sie. So richtig gestartet hätten sie dann ungefähr mit 5 und 3 Jahren. “Ich denke, das ist schrittweise passiert. Ich erinnere mich an diesen ersten Tag, als wir los gereist waren, und in den Alpen dieses eine Selfie gemacht haben, das für unseren ersten offiziellen Klettertag mit der ganzen Familie stehen sollte.”
Kirsty vergleicht es mit dem Zeitpunkt, an dem Kinder anfangen zu laufen: “Du erinnerst dich nicht wirklich an diesen einen bestimmten Tag. Es passiert irgendwie.”

“Es ist so schön, diese Liebe mit den Kindern zu teilen”
Ich frage Kirsty, ob sie und Hardin sich noch an einen Moment erinnern können, in dem sie gespürt haben, dass ihre Kinder diese Liebe zum Klettern wirklich mit ihnen teilen. “Ich erinnere mich, dass ich das gespürt habe. Als wir letztes Jahr in Rumänien waren, hat sich Arlo den Kletterführer genommen und versucht herauszufinden: Wo sind meine Routen? Was kann ich planen? Da zum Beispiel hatte ich wirklich dieses Gefühl, dass sie es tun, weil sie es lieben. Es ist so schön, diese Liebe mit den Kindern zu teilen”, erzählt sie mir.
Natürlich gäbe es Tage, auch wenn wenige, an denen die Kinder lieber etwas anderes täten. Die Kinder seien nun mal auch erst 7 und 5 Jahre alt, sagt Kirsty. Immerhin hätten sie die Kinder aber bisher noch nie unglücklich von einem Klettertag wieder zurückgebracht.

Mit dem Luftballon an der Kletterwand
Ihre Strategie bei fehlendem Ansporn: spielerische Motivation. “Beide Kinder sind doch recht stur, dabei sehr kompetitiv und mögen den Wettkampf. Gar nicht so sehr gegeneinander, aber mit sich selbst”, erzählt sie. Herausforderungen ziehen bei ihnen besser als Druck. Auch Belohnungen funktionieren gut. “Als sie noch kleiner waren, haben wir manchmal etwas an höheren Griffen befestigt – wie zum Beispiel ein kleines Spielzeug oder einen Ballon”, sagt Kirsty. Diese Belohnungen eigneten sich eher beim Indoorklettern. Draussen dienten beispielsweise ein Riss, eine Pflanze oder ein Loch als Ziel – etwas Greifbares, das Neugier weckt und den Aufstieg in ein Spiel verwandelt.
Wichtig sei ihnen vor allem, den Kindern zu vermitteln: Man muss es zumindest versuchen. Das sei der Kern beim Klettern. “Ich denke, das tut den Kindern gut.” Viel zu oft liege der Fokus darauf, den Kindern den Weg frei zu machen. “Du kannst durch die Welt gehen und immer den leichtesten Weg nehmen – in deiner Komfortzone. Oder du probierst etwas.” Diese Haltung, glaubt sie, lässt sich aufs ganze Leben übertragen.

Emotionen sind okay – und völlig normal
“Was macht das Klettern mit euren Kindern?”, wollte ich von Kirsty wissen. “Es hat sie auf jeden Fall mutig gemacht. Und es hilft ihnen zu erkennen, wann und ob sie Angst haben”, sagt sie. Gespräche über Angst seien inzwischen ganz normal geworden und die Kids könnten allgemein gut über Emotionen sprechen. „Dass sie sich damit auseinandersetzen können – das verdanken wir sicher auch dem Klettern.“
Kirsty gibt zu, dass sie selbst auch heute manchmal mit Tränen am Fels steht – bei Frust, Angst vor Stürzen oder schwierigen Bedingungen. „Aber gerade das zeigt den Kindern: Emotionen sind okay. Auch wir Erwachsene kämpfen manchmal.“

Es sei wichtig, die Kinder da hindurch zu begleiten. “Sie in die Situation zu bringen, dass sie es selbst schaffen müssen und es ihnen nicht abnehmen. Wir unterstützen sie dabei, es für sich selbst zu lernen. Weil ich weiss, dass sie es können. Und wenn sie es dann geschafft haben: Das Gefühl von Stolz auf sich selbst ist riesig – für das Klettern, für das Leben, für Alles.”

Schule unterwegs – und der Wunsch, gute Eltern zu sein
Das Leben dieser Familie kann aus meiner Sicht für viele Menschen eine grosse Inspiration sein. Sie zeigen, wie das Familienleben aussehen kann, wenn man gemeinsam einer Leidenschaft folgt – wenn man sich gemeinsam bewegt, gemeinsam wächst und den Alltag um das herum gestaltet, was man liebt. Um diesen Lebensstil möglich zu machen, haben sich Kirsty und Hardin entschieden, ihre Kinder selbst zu unterrichten.
Natürlich bringt ein Leben ausserhalb des konventionellen Systems auch eigene Herausforderungen mit sich. Dass ihr Lebensstil nicht der Norm entspricht, ist Kirsty bewusst. Doch mit der Zeit sei es leichter geworden: “Ich glaube, je älter ich werde, desto weniger habe ich den Eindruck, ich müsse mich rechtfertigen.”

Es sei sicher eine Gefahr, wenn man als Eltern eine solche Leidenschaft hat und die eigenen Kinder in diesem Lebensstil grosszieht, dass Menschen von aussen denken, die Kinder werden zu etwas gedrängt. Sie zieht einen Vergleich: “Viele Menschen erziehen ihre Kinder zum Beispiel vegan, vegetarisch oder religiös, weil es ihre Überzeugung ist. Selbstverständlich ist es dann der Blick durch die Brille dieser Werte, die ihnen am wichtigsten sind. Für uns bedeutet das ein Leben, das sich um das Klettern dreht – um Abenteuer, Einfachheit und eine enge Verbindung zur Natur. Das Klettern ist unser Leben.”
Je mehr sie sehen, dass Arlo und Eia es tatsächlich geniessen, desto mehr bestätigen sich Kirsty und Hardin in ihrem Weg. Dennoch bleibe eine gewisse Unsicherheit: “Wir wollen gute Eltern sein – und auch, dass die Welt uns als solche sieht.”

“Ich habe das Gefühl, ich klinge wie eine schreckliche Mutter”
Ich stelle mir vor, dass für eine Familie, die schon an so vielen Kletterwänden und Felsen Europas unterwegs war, das Thema Angst eine nicht unwichtige Rolle im Leben spielen muss. Da muss Kirsty ein wenig schmunzeln: “Ich habe das Gefühl, ich klinge wie eine schreckliche Mutter. Aber ich denke, ich hatte noch nie wirklich Angst um sie in der Wand.”
Gefährlicher fand sie beispielsweise die Rückkehr aus Indonesien 2023: “Nachdem wir nach so langer Zeit wieder im Westen angekommen sind und vom Flughafen abgeholt wurden, haben wir unsere Kinder in ihren Sitzen festgeschnallt, um mit 120 km/h über die Autobahn zu rasen. Diese normalisierte Gefahr macht mir deutlich mehr Angst als das Klettern.” Auch eine Begegnung mit einem aggressiven Herdenschutzhund sei belastender gewesen.
"An der Wand fühle ich mich sicher. Klettern ist ziemlich sicher, solange du nicht in die Extreme pushst. Kirsty relativiert jedoch: “Das liegt auch daran, dass wir beide über 20 Jahre Erfahrung haben – in ganz verschiedenen Kletterdisziplinen und mit vielen ernsten Situationen.” Was auf Social Media davon sichtbar werde, sei allerdings oft verzerrt: “Man sieht da nur das Schöne, das Spielerische. Vielleicht bin ich selbst Teil des Problems, weil man nicht erkennt, wie viel Erfahrung dahinter steckt.” Sie betont: “Es ist wirklich gefährlich, wenn du nicht weisst, was du tust.”

Familienfreundliche Kletterspots für den Einstieg
Für alle, die noch auf der Suche sind nach einem Ort, der bei ihren Kindern ebenfalls die Liebe zum Klettern entfacht, hat Kirsty noch ein paar Empfehlungen. Das Bouldern sei der einfachste Einstieg, das Klettern draussen brauche deutlich mehr Erfahrung. Für Familien eignen sich besonders:
- Fontainebleau in Frankreich
- Albaraccin in Spanien
- Margalef in Spanien
- Orpierre in Frankreich
- Kalymnos in Griechenland
- Leonidio in Griechenland
Wichtig sei, realistisch zu bleiben: „Ganz ehrlich – wenn du noch komplett neu in dem Bereich bist, solltest du unbedingt in der Halle anfangen oder mit jemandem gehen, der wirklich viel Erfahrung hat.“

Lieblingsteile der Kletterfamilie
Zum Schluss will ich noch wissen, wie oft die namuk Eule eigentlich mit Arlo und Eia am Felsen unterwegs ist. “Ich denke, die bessere Frage wäre, wie oft nicht. Vermutlich immer. Also ja, irgendwie immer”, sagt Kirsty. “„Die Kinder lieben ihre Ausrüstung – besonders die Hosen, die sich super zum Klettern eignen“, sagt Kirsty. Sie lieben die Zip-off Hosen und sind ständig in ihren namuk Wanderschuhen unterwegs. „Also wirklich alle Sachen – Shorts, Hose, Jacken, Fleece, Rucksäcke – sind eigentlich bei all unseren Abenteuern mit dabei.”
Ob Arlo und Eia spezielle Lieblingsteile von namuk haben? Da sie während unseres Gesprächs gerade irgendwo draussen in der Natur unterwegs waren, antwortet Kirsty nach bestem Wissen für die beiden: “Eia liebt ihre Zip-off Hose und Arlo seine Longsleeves.” Und ganz besonders schwärmt die Familie von einem Teil: „Die Hosen mit Cordura – die sind unglaublich. Sie halten für immer.”
